Die Ereignisse in Toulouse aus Toulouser Sicht

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Von den schrecklichen Ereignissen, die sich am Montag zugetragen haben, bekam ich selbst zunächst auch nur durch die Medien mit, obwohl die jüdische Schule in relativer Nähe zu meinem Wohnort liegt. Dies lag aber schlichtweg daran, dass ich nicht in Toulouse war an besagtem Tag. Dessen Auswirkungen hingegen waren in der Folge dann aber schon zu sehen. So war doch eine stärkere Präsenz von Polizei und Militär in den Straßen und vor allem am Bahnhof zu registrieren. Andererseits war dies für französische Verhältnisse dann aber auch nicht so besonders, wirkt die Präsenz der Staatsmacht in den Straßen hier auch zu normalen Zeiten für den Außenstehenden erschreckend hoch.

 

Von den sich am Mittwochmorgen überschlagenden Ereignissen erfuhr ich wiederum erst in den Medien, da ich zu diesem Zeitpunkt in der Uni war. Nachmittags bin ich dann selbst hingefahren, um mir ein besseres Bild machen zu können.

 

Das in den Medien grade überall als sonst ruhig beschriebene Viertel Côte Pavée ist auch in diesem Mittwoch überaus ruhig, nimmt man einen kleinen Raum um die Hausnummer 17 der Rue du Sergent Vigné aus, in der sich der Attentäter Mohammed Merah verschanzte. In die Nähe dieses Ortes zu gelangen, erweist sich zunächst aber aus verständlichen Gründen als sehr schwierig.

 

Denn im Umkreis von ca. 200-300 Metern um das umstellte Haus herum begannen die ersten Polizeisperren. Am Mittwochnachmittag war hier eigentlich für alle Schluss, die das Geschehen aus welchen Gründen auch immer aus näherer Entfernung betrachten wollen. Einzig Anwohner durften noch passieren. Auch für mich ging es hier erst einmal nicht weiter. Doch da ein Bekannter eben in jener Rue du Sergent Vigné wohnt, kam ich doch noch durch diese erste Absperrung hindurch.

 

Das Haus meines Bekannten lag dann gerade mal noch gut 50 Meter von dem umstellten Haus entfernt am anderen Ende der Straße und damit an der Grenze zur Sperrzone, in die nun wirklich niemand mehr hinein durfte. Hier, wie in der ganzen Straße war an diesem Tag das Gas in den Wohnungen abgestellt worden, um die Gefahr einer Explosion zu bannen. Viel bekam man ansonsten aber auch von hier nicht mit. In der Entfernung sah man einzig immer wieder wie sich Polizisten und Feuerwehrleute um das Haus versammeln, nur um sich danach wieder davon zu entfernen.

 

Doch auch das Fotografieren der quasi leeren Straße sorgte bei den vor uns unten an der Straßensperre stehenden Polizisten schon für Alarmstufe Rot, sodass diese uns lautstark dazu aufforderten, dies sofort einzustellen, da Fotografieren hier verboten sei.

 

Ähnliches nur noch extremer passierte, als wir beschlossen, wieder zu gehen. Als wir nämlich draußen noch im Bereich der Sperrzone auf der Straße waren, unternahm ich doch noch einmal den Versuch näher heran zu kommen. Zunächst gelang dies auch ziemlich gut, nur um dann doch noch ziemlich schnell von einem Polizisten aufgehalten zu werden. Dies war dann gleichzeitig verbunden mit der Erfahrung, dass das Mitführen von getrenntem Camera-Body und Objektiv in einer Tasche für manche Polizisten hier fast einer Straftat gleich kommt. Zunächst wurde ich deshalb also festgehalten und am Verlassen der Sperrzone gehindert. Erst der eintreffende Vorgesetzte erkannte dann aber doch noch, dass von mir wohl keine Gefahr ausginge oder Straftat begangen worden war. So durfte ich die Sperrzone also doch noch verlassen. Mitgeteilt wurde mir diese Entscheidung mit einem schlichten, deutschen „Raus!“ – so viel Deutsch können die Franzosen also doch.

 

Was an Erkenntnissen bleibt nach diesem Nachmittag ist vor allem, dass französische Polizisten gerne ihre Macht im Grenzbereich der Rechtsstaatlichkeit demonstrieren. Ansonsten aber war trotz der Nähe zum Ort des Geschehens nicht sonderlich mehr in Erfahrung zu bringen, als dies durch die berichtenden Medien möglich war.

 

Dass Gestern Vormittag dann wieder etwas vorgefallen sein musste, war mir schnell klar, nachdem auf einmal minutenlang anhaltende Polizeisirenen von überall her einsetzten. Die genaue Meldung des Todes des Attentäters und alles Weitere erfuhr aber auch ich dann wiederum nur aus den Medien. Die europaweite Alarmstimmung, in Toulouse war in diesen Tagen nicht überall so viel von ihr zu spüren.

 


von chris am 23.Mrz.2012 in globus

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