Getrennte Badestrände, alkoholfreie Drinks und ein verhüllter Sphinx

0

Die Cheops-Pyramide bei Kairo: Viele profitieren hier vom Tourismus, indem sie z.B. Kamelritte in die Wüste anbieten. Das große Geld machen allerdings das Militär und die Eliten des alten Regimes mit den Touristenhochburgen am Roten Meer.

Alle drei Wahlphasen in Ägypten sind abgeschlossen. Wie zu erwarten erhielten Muslimbrüder und Salafisten die deutliche Mehrheit der Stimmen.

 

Die islamistischen Parteien nutzen ihre neu gewonnene Freiheit. Die Muslimbrüder bringen seit Ende vergangenen Jahres eine Tageszeitung heraus. Bei Auftritten in ihren eigenen TV-Sendern und auf öffentlichen Kundgebungen predigen die Islamisten ihre Vision von einem neuen Ägypten.

 

Einige der Verbote, die sie einzuführen gedenken, hätten direkte Auswirkungen auf den Tourismus. Ein heikles Thema in einem Land, in dem Einnahmen aus dem Tourismus zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmachen und geschätzte drei Millionen Ägypter im Tourismus arbeiten. Zum Vergleich, in Österreich hat der Tourismus einen Anteil von 5,4% am BIP.

 

Ins Visier der religiösen Eiferer gerieten u.a. archäologische Kulturgüter. Im Oktober veranstaltete die salafistische Nur-Partei eine Kundgebung in Alexandria. Die auf einem Brunnen dargestellten Meerjungfrauen mit nacktem Oberkörper bezeichneten sie als „freizügig“. Der Brunnen wurde deshalb mit einer Zeltplane verhüllt.

 

Ein Sprecher der Salafisten schlug vor, den Großen Sphinx von Gizeh zu verhüllen. Dieser sei, wie alle pharaonischen Statuen, ein Götze aus heidnischer Zeit. Andere Stimmen forderten die sofortige Zerstörung dieser Statuen. Dem hielt ein Salafist bei einem TV-Auftritt entgegen, man könne sie statt dessen mit Kunstwachs überziehen. Der Götze wäre dann nicht mehr sichtbar, könnte aber vor Zerstörung bewahrt bleiben.

 

Doch die Vision der Islamisten von einer islamischen Gesellschaft reicht weiter: Getrennte Badestrände für Männer und Frauen, ein Alkohol- und Bikiniverbot und ein Gesetz, das Paaren nur dann erlaubt im Hotel ein Doppelzimmer zu nehmen, wenn sie eine gültige Heiratsurkunde vorweisen können.

 

Gleichzeitig versuchen Vertreter der Muslimbrüder und Salafisten zu relativieren. Auf einer Veranstaltung in Aswan mit dem Titel “The Nour Party’s Vision for Tourism“ versicherte ein Sprecher der Nur-Partei, dass sie nicht danach trachte, „Götzen“-Statuen zu verhüllen. Auch sei es nicht ihre Aufgabe, Gesetze zu erlassen, die Frauen zum Tragen eines Kopftuches verpflichten. Und natürlich könne Touristen nicht verboten werden, Alkohol zu trinken. Aber der Ausschank von Alkohol könne unterlassen werden.

 

Neben Luxor mit dem Tal der Könige konzentriert sich der größte Teil des Tourismus auf die Badestrände am Roten Meer. Die Besuche in Kairo beschränken sich meist auf wenige Orte wie das Ägyptische Museum, die Pyramiden und den Khan el-Khalili. Meist in Form von Tagesreisen organisiert, die Abwechslung zum Strandleben bieten sollen.

 

Das Militär und andere Eliten des alte Regimes haben sich ihre Immobilien entlang des Roten Meeres gesichert. Dort also, wo sich das meiste Geld mit Bade- und Tauchtourismus verdienen lässt. Die Besitzer der Resorts und Hotels werden sich diese Gewinne nicht nehmen lassen. Doch vor allem der Badetourismus wäre betroffen, sollten die Forderungen der Islamisten umgesetzt werden.

 

Dennoch wäre ein Deal zwischen Militär und Islamisten denkbar: Die Forderungen nach Kopftuch, Geschlechtertrennung u.ä. sind für das Militär leichter zu akzeptieren, als Forderungen nach Demokratisierung. Ginge diese doch unweigerlich mit einem Machtverlust der Armee einher. Vielleicht wird sich ein „freizügiger“ westlich geprägter Tourismus in Zukunft noch mehr auf die Resorts am Roten Meer beschränken. Während der Rest des Landes mehr und mehr vom Gesellschaftskonzept der Islamisten geprägt wird.

 

Und der Sphinx? Den wollten religiöse Eiferer schon im Mittelalter zerstören. Dem Sheikh, der dazu aufrief, gelang es nur, die Nase des Sphinx zu demolieren. Danach wurde der Sheikh von einer aufgebrachten Menschenmenge erschlagen. Damit hatte der Spuk ein Ende.


von markus am 17.Jan.2012 in politik

Lass mal was da im Kommentarformular...


Mit dem Abschicken Deines Kommentars
akzeptierst Du die Nutzungsbedingungen