Gutti Reloaded? – Oder: KTvuzG wird Netzaktivist

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"Hattest du schon mal einen Traum, Theo, der dir vollkommen real erschien? Was wäre, wenn du aus diesem Traum nicht mehr aufwachst. Woher würdest du wissen, was Traum ist und was Realität?"

 

Nach dem Verbot der Glühbirne, folgt nun der nächste Genie-Streich aus EU-Kommissions-Kreisen:

Doktor Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg wird Netzaktivist. Genauer gesagt wird er wohl Berater für “No Disconnect”, einer Initiative die zensurfreies Internet für Dissidenten in autoritären Regimen (“südliche[r] Mittelmeerraum”) ermöglichen soll. Das hat der Ex-ÜberMinister heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der für Digitales zuständigen EU-Kommissarin Neelie Kroes erklärt…

 

Die “No Disconnect”-Strategie legt dabei laut Pressemitteilung den Focus auf folgende Bereiche:

 

  • Entwicklung und Bereitstellung technischer Instrumente, mit denen der Schutz der Privatsphäre und die Sicherheit von Menschen in nichtdemokratisch regierten Ländern bei der IKT-Nutzung erhöht wird.
  • Schulung und Bewusstseinsschärfung von Aktivisten hinsichtlich Chancen und Risiken der IKT. Aktivisten sollen insbesondere dabei unterstützt werden, Werkzeuge wie soziale Netzwerke und Blogs bestmöglich zu nutzen, und es soll ihr Bewusstsein dafür geschärft werden, welche Überwachungsrisiken bei der Kommunikation mittels IKT bestehen.
  • Sammlung hochwertiger Informationen über das Geschehen „vor Ort“, um die Intensität der Überwachung und Zensur zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu beobachten.
  • Zusammenarbeit. Entwicklung praktischer Methoden, mit denen sichergestellt wird, dass alle Beteiligten Informationen über ihre Aktivitäten austauschen und mehrseitige Aktionen fördern können und sich eine überregionale Zusammenarbeit beim Schutz der Menschenrechte herausbildet.

Über die Aufgabe von KTvuzG heißt es in der Pressemitteilung:

Karl-Theodor zu Guttenberg wird Verbindung zu Mitgliedstaaten, Drittländern und Nichtregierungsorganisationen aufnehmen, die sich in diesem Bereich engagieren, und sie beraten, wie die Strategie auf koordinierte und wirksame Weise vorangebracht werden kann.

 

Betrachten wir das mal ganz nüchtern:

KTvuzG, der in seiner politischen Arbeit bislang nicht unbedingt durch netzpolitische Brillianz aufgefallen ist, der für die Vorratsdatenspeicherung gestimmt hat, der mit einer Frau verheiratet ist, die auf unterstem und primitivstem Niveau (auf RTL2) Propaganda für Netzzensur und Vorratsdatenspeicherung in Deutschland betrieben hat, soll also nun arabische Dissidenten schützen, die durch den Export Deutscher und Europäischer Überwachungstechnik erst in Gefahr gebracht wurden???

Das ist doch ‘ne Monty-Python-Nummer!

 

Abgesehen von dieser neuerlichen Kommissions-Posse ist es vor allem eine Äußerung des KTvuzG, die mich stutzig macht: “Das hier ist kein politisches Comeback und ich werde in den nächsten Monaten nicht zurückkommen.” zitieren Spiegel, Süddeutsche und Zeit übereinstimmend…

 

Im Klartext bedeutet das: “Mein politisches Comeback steht in den (über)nächsten Monaten an.”

 

Nachdem Guttenberg als erster Minister vom “Internet” deklassiert wurde und seinen darauf folgenden jämmerlichen, verbalen Rückzugsgefechten, ist das eine mutige Ansage: “Das Internet” hat KTvuzG gestürzt, und “das Internet” ist verständlicher Weise stolz darauf, und vielleicht am Wichtigsten: “Das Internet” vergisst nicht. Die billige, anbiedernde “Guttenberg als Netzaktivist”-Nummer wird daher nicht ziehen.

 

Um besser zu verstehen, was passieren würde, wenn es KTvuzG dennoch wagen sollte, wieder politischen, deutschen Boden zu betreten, habe ich mal in  meine magische Kristallkugel geschaut:

 

Für den Fall, dass Guttenberg ins politische Deutschland zurückkehren sollte, droht ihm aus “dem Internet” ein Shitstorm biblischen Ausmaßes. Da ist “das Internet” eigen: Es hat ihn gerechtfertigter Weise zu Fall gebracht, und diesen Triumph wird sich “das Internet” nicht nehmen lassen.

 

Da hilft auch das Spin-Doctorn eines di Lorenzo und die Protegierung durch die ZEIT wenig…

 


 

“Vollidioten mit Internet”:
Am schönesten formuliert kommentiert es der wie immer ausgeglichene und differenzierte Gernot Hassknecht vom Uniradio Bayreuth:


von fab am 12.Dez.2011 in politik

1 Kommentar


  1. Familienkrach im Hause Guttenberg:
    Frau G. tritt für die Kontrolle der Netze ein!
    Herr G. sucht nach Möglichkeiten die Kontrolle der Netze zu umgehen!
    Eine Steilvorlage für alle jene, die schon immer der Meinung waren, dass Brüssel sich auf die Normung von Gurken beschränken sollte!!!

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