Mit Pauken und Trompeten, Blaulicht und Vuvuzelas: BundesWulff ist abgezapft

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(Ex)BundesWullf ist Abgezapft.

Am frühen Nachmittag erfahre ich, dass Ex Bundespräsident Wulff heute neben seinem Zapfenstreich auch ein spontanes Vuvuzela-Konzert zum Abschied bekommen soll. Das will ich mir natürlich nicht entgehen lassen: Um halb sieben erreichen wir den S-Bahnhof Bellevue. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort, und hat alle Zufahrtswege zum Schloss Bellevue weiträumig abgesperrt.

 

Gesperrter Zufahrtweg zum Schloß Bellevue

Überall hört man schon das bienenschwarmartige Gebrumme der Vuvuzelas. Später lese ich, dass die Polizei vereinzelt Vuvuzelas als “gefährliche Gegenstände” beschlagnahmt haben soll…

 

Großaufgebot der Polizei, um den reibungslosen Ablauf des "großen Zapfenstreichs" zu gewährleisten

Wir laufen durch dunkle Parks und Seitenstraßen, um möglichst nah an das Schloss heranzukommen: Es ist zwecklos. Überall hat die Polizei schon Check-Points und Barrikaden errichtet. Auf unserem Weg begegnen uns erstaulich viele ältere Demonstraten. “Armes Deutschland” höre ich einen alten Mann in reinstem Sächsisch sagen, als er kopfschüttelnd eine Diskussion mit einem Polizisten beendet. Einige hundert Meter weiter steht eine ca. sechzigjährige Frau mit einer Fahrrad-Hupe an den Spanischen Reitern und macht Krach. Je länger wir laufen, desto stärker wird der Eindruck: Bellevue ist – zumindest theoretisch – umzingelt.

 

Demonstranten vor Schloss Bellevue

Ziemlich nah am Schloss hat sich eine Gruppe von mehr als 200 Menschen versammelt. Das müssen die 250 Demonstranten sein, von denen in den Medien berichtet wird. Insgesamt (all die kleinen, verteilten Gruppen mitgerechnet) waren es sicher mehr.
Während drinnen Over the rainbow von einer Militärkapelle (sic!) gespielt wird, skandiert “das Volk” draußen “Schande!, Schande!” und macht Krach auf Trommeln und Vuvuzelas. Einige Journalisten, die im Innenhof waren, schreiben später, dass man die Vuvuzelas als bedrohliches Hintergrundrauschen gehört hat. Ist sicher keine entspannte Party gewesen, drinnen im belagerten Schloss Bellevue…

 

Als Kommentar unter einer Meldung zum Thema lese ich später: “Wulff ist der erste Präsident der BRD, der bei seiner Wahl, und bei seinem Abgang spontane Proteste der Bürger provoziert hat.”

 

Als der Zapfenstreich vorbei ist, marschieren die Militärs wieder ab… Es läuft mir eiskalt über den Rücken, als ich Soldaten in grauen Uniformen mit Fackeln und Stahlhelmen in Richtung Brandenburger Tor abmarschieren sehe… Ein komischer Brauch, dieser Zapfenstreich.

 

Soldaten in grauen Uniformen marschieren mit Stahlhelm und Fackeln in Richtung Barndenburger Tor


von fab am 08.Mrz.2012 in politik

1 Kommentar


  1. chris sagte am 9. März 2012 um 00:20

    Meine Gefühle beim Sehen des Live-Streams waren ziemlich gemischt. Auf der einen Seite war es großartig und lustig zu sehen/hören, wie diese ernst dreinblickenden Herren beim Abhalten ihrer an Pathos erstickenden Zeremonie gestört wurden. Auf der anderen Seite war da dieses immense Gefühl der Fremdscham und die Frage, was sich Christian Wulff dabei gedacht hat, wirklich auf diese Unsinns-Veranstaltung zu bestehen.

    Das Bild das aber hoffentlich hängen bleiben wird ist Folgendes:
    Während drinnen im Schlossgarten das Establishment mit größtem Ernst militärische Fackelspiele abhält, steht draußen am Zaun das Volk, das seine Wut durch puren Krach zum Ausdruck bringt, gegen das sogar die Stahlhelm-Bläser nicht richtig ankommen.

    Noch ist es nur Krach.

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