Präsidentschaftswahl in Frankreich: Die Zeichen stehen auf Hollande

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Der zukünftige Präsident?: Francois Hollande, Foto: Thierry Morton (CC BY-NC-ND 2.0)

 

Um die 28%. In diesem Bereich bewegt sich das vorläufige Ergebnis Francois Hollandes, des Spitzenreiters des ersten Wahlganges, der damit knapp 3% vor dem (noch) amtierenden Präsidenten Nicolas Sarkozy liegt. Entschieden wurde heute zwar nichts, trotzdem ist dieses Ergebnis ein erstes Ausrufezeichen und lässt bessere Schlüsse auf den Ausgang des zweiten Wahlgangs in zwei Wochen zu.

 

Demnach stehen die Zeichen auf Machtwechsel – auf das Ende der Präsidentschaft Sarkozys nach nur einer Amtszeit. Sarkozy hatte stets versucht, Hollande doch noch einzuholen, um mit einem Erfolgserlebnis in die Stichwahl gehen zu können. Zwischenzeitlich sah es für ihn auch gar nicht so schlecht aus, doch behielt Hollande die Nase letztlich doch vorne – und das nicht gerade knapp. Sarkozys ohnehin schwierige Situation hat sich damit mit Sicherheit nicht verbessert. Für Hollande hingegen ergibt sich nun eine gute Ausgangslage, um als Favorit in die letzte Etappe des Wahlkampfs zu gehen.

 

Die Ergebnisse der anderen: Ein Plus für Hollande

 

Dafür sorgen auch die Ergebnisse der anderen Kandidaten. Beispielsweise das des Kandidaten der Front Gauche, Jean-Luc Mélenchon. Dieser lag mit seinem guten Wahlkampf zwischenzeitlich bei 15% und auf Platz drei der Kandidaten. Heute reichte es jedoch nur noch zu gut 11%. Doch auch trotz der leichten Enttäuschung ist dies definitiv ein Sieg für die Partei: So konnte der Kandidat der Kommunistischen Partei 2007, Marie-George Buffet, doch nur 1,93% der Stimmen holen. Der charismatische Mélenchon versechsfachte somit das Ergebnis.

 

Und auch wenn Mélenchon und Hollande für sehr unterschiedliche Programme stehen, werden die meisten Stimmen der Front Gauche im zweiten Wahlgang wohl doch Hollande zukommen. Denn trotz der inhaltlichen Differenzen betonte Mélenchon schon vor der Wahl, das er seinen Wählern für den zweiten Wahlgang Hollande empfehle, um Sarkozy „zu besiegen“. Ähnliches wird auch für die anderen linken Kandidaten gelten, wie die grüne Eva Joly (2,5%), und die extrem linken Philippe Poutou (1,2%) und Nathalie Arthaud (0,6%).

 

Im Zweifel könnte es Hollande dabei sogar gar nicht so unnützlich sein, dass Mélenchon nur bei gut 11% landete und nicht bei den höheren vorherigen Prognosen. Denn entscheidend werden auch die Stimmen des Zentrumskandidaten Francois Bayrou (8,8%) sein. Dieser hat sich bisher noch nicht entschieden ob und für welchen Kandidaten er eine Wahlempfehlung aussprechen wird. Eine starke Front Gauche aber hätte unter Umständen die Chancen Hollandes geschmälert, Bayrous Wahlempfehlung zu werden. Gleichzeitig könnte diese Situation im Lager der Rechten doch dazu führen, dass Bayrou für Hollande votiert.

 

Die Front National: Erschreckend Stark

 

Denn zur Überraschung vieler errang Marine Le Pen von der Front National 18,5% und toppte damit sogar das Ergebnis ihres Vaters Jean-Marie, der 2002 mit 16,86% in die Stichwahl gegen Jacques Chirac kam.

 

Die Taktik Sarkozys wird es daher weiterhin sein, tief im rechten Lager nach Stimmen zu fischen. Seine teils verzweifelt wirkenden Parolen und Aktionen der letzten Wochen, wie das gemeinsam mit der deutschen Regierung vorgeschlagene Recht auf die vorübergehende Einführung von Grenzkontrollen, werden demnach nicht das Ende in dieser Richtung gewesen sein. Im Gegenteil, sein Ton dürfte sich noch einmal verschärfen und zu weiteren nationalistischen Parolen führen, um möglichst viele Stimmen von Marine Le Pen zu gewinnen. Denn dies dürfte wohl seine einzige Chance sein, doch noch zum Sieger der zweiten Wahl zu werden. Guillaume Peltier, Teil des Wahlkampfteams Sarkozys, jedenfalls bläst schon einmal in dieses Horn, indem er heute Abend bekundete: „Mehr als jemals zuvor wollen die Franzosen ein starkes Frankreich, eine starke Rechte und einen starken Präsidenten“.

 

Le Pen könnte entscheidend sein – für Hollande

 

Ob dieser dann auch Sarkozy heißen wird, bleibt aber zu bezweifeln. Nützen dürfte ihm ein derartiges Gebaren aller Vorrausicht nach nämlich nicht viel. Denn trotz der inhaltlichen Nähe und einem möglichen sozialistischen Wahlsieg, bleibt für Le Pen Sarkozy der ärgste Gegner. Sie ist damit weder für Hollande noch für Sarkozy und wird wohl keine Empfehlung an ihre Wähler ausgeben. Für sie bleibt eine weitere Demontage Sarkozys und seiner UMP oberstes Ziel, um daraus selbst Kapital schlagen zu können und in Zukunft die stärkste rechte Kraft zu stellen. Demnach würde sie auch ein mögliches Ministeriumsangebot der UMP für die anstehenden Parlamentswahlen im Juni ausschlagen. Damit dürfte sie sich nämlich wohl nicht zufrieden geben, sieht sie sich doch als neue „Chefin der Opposition“ an mit dem Ziel, dass ganze „System zum implodieren zu bringen“.

 

So scheint es, als würden sich in diesem Fall einmal, trotz ihrer (beängstigenden) Stärke, die Rechten in gewisser Weise selbst im Weg stehen gegen die Linken und nicht wie meist umgekehrt. Francois Hollande jedenfalls können derartige Kämpfe im rechten Lager nur Recht sein. So scheinen mit dem heutigen Tag nämlich die Chancen weiter gestiegen zu sein, dass er in zwei Wochen zum neuen Präsidenten Frankreichs gewählt wird.

 

*Die Ergebnisse folgen der Hochrechnung bei lemonde.fr am Sonntag um 21:43.


von chris am 23.Apr.2012 in politik

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