WoZiBaCa: Die Kunst des Geschichtenerzählens

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Digitale Einladungskarte zum WoZiBaCa No.5

“Diese ganze Berliner Exzessiv-Party-Kultur ist so leer… Und den Leuten wird das langsam auch klar. Die Leute wollen was Anderes…” Aus meiner einfachen Frage “Wollen wir heute noch tanzen gehen?”, entwickelt sich eine Grundsatzdiskussion über Sinn und Unsinn des übersteigerten Berliner Nachtlebens. “Die Leute wollen einen Ort, an dem sie sich über ihre Befürchtungen und Ideen austauschen können. Sowas wie die WoZiBaCas. Jetzt ist die Zeit. Du warst vor `nem Jahr einfach zu früh dran…”

 

Zwei Tage später habe ich zusätzlich die Mail des Bekannten eines Bekannten im Postfach:

es geht um die barcamps, die du vor einiger zeit veranstaltet hast. wie sieht bei dir der plan aus? hast du generelles interesse daran, weitere veranstaltungen zu machen? ich wäre auf jeden fall mit einigen themen dabei.

 

Ich nehme diese beiden Erlebnisse zum Anlass, das Konzept des WoZiBaCa hier mal öffentlich vorzustellen:

 

 

Die Kunst des Geschichtenerzählens

 

Geschichtenerzählen hat unsere Vorfahren zweifellos durch einige kalte und lange Winter gerettet. Vor allem aber ist das gemeinsame Geschichtenerzählen wichtig, um Ideen zu verbreiten. In Zeiten, in denen ein Großteil der geteilten Informationen und Ideen getweeted, geliked, gefaved oder gepluseinsed wird, gerät diese große Kunst leider zusehends in Vergessenheit. Das sollten müssen wir verhindern!

 

Jeder Mensch hat Visionen, Ideen und Vorstellungen, die er gerne mit anderen teilen möchte. Jeder ist Experte für Irgendetwas, ist von etwas begeistert, brennt für mindestens ein Thema. Und wesentlich wichtiger: Prinzipiell ist jeder Mensch ein Geschichtenerzähler.

 

Wieso erzählen wir dann – auch oder gerade in größerer Runde -  so wenige Geschichten? Wieso teilen wir unsere Begeisterung, unser Wissen und unsere Konzepte so selten mit anderen Menschen, die nicht zwingend zu unserem inner Circle gehören?

 

WoZiBaCa: “Like a little TED-Conference?!?”

 

Die Idee zu den WoZiBaCas entstand während meines Master-Studiums. Wir hatten sehr viele unterschiedliche Dozenten, vor allem aber sehr viele spannende Kommilitonen aus den unterschiedlichsten (Fach)Bereichen. Das Interessanteste an den Vorlesungen waren meist nicht die Vorträge der Dozenten, sondern die Diskussionen der Kommilitonen, die sich daraus entwickelten. Wieso veranstaltet man solche Diskussionen dann nicht gleich in gemütlicher Runde?

 

Das WohnZimmerBarCamp war geboren.

 

 

 

Das WoZiBaCa funktioniert ähnlich wie das klassiche BarCamp, nur eben im Wohnzimmer ;-)

 

Das Prinzip ist ganz einfach. Irgendjemand veranstaltet ein WoZiBaCa und lädt spannende Leute ein (die im Idealfall ihrerseits wieder spannenden Leuten Bescheid sagen). Alle, die kommen, bringen was zu trinken und zu knabbern mit. Vor allem aber:

Jeder der mag, kann eine Geschichte erzählen. Die Geschichte sollte nicht länger als zehn Minuten sein. Zu dieser Geschichte können die Zuhörer nun fünf Minuten lang Fragen stellen, anschließend macht der Erzähler ein Lied an (als Abschluss des Vortrags), und der Nächste, der möchte, ist mit Geschichtenerzählen dran. Die einzige Bedingung: Man sollte die Zuhörer möglichst nicht langweilen. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, einen Moderator zu benennen, der durch den Abend führt.

 

Wir haben viel diskutiert, ob diese (zeitliche) Struktur sinnvoll und/oder nötig ist, sie sorgt aber dafür, dass Menschen mit großem Mitteilungsbedürfnis die Anderen nicht plattreden können, und stellt gewissermaßen Chancengleichheit her. Im Laufe des Abends löste sich die Struktur dann ohnehin meist auf, und die Leute haben sich – nach den Vorträgen – in kleineren Gruppen zu den einzelnen Themen zusammengefunden und weiterdiskutiert.

 

Bislang gab es fünf WoZiBaCas. Drei habe ich veranstaltet, zwei ein Bekannter. Das Faszinierendste an dieser Form des Austauschs: Jedes WoZiBaCa war anders als die Anderen, aber alle waren spannend!

 

Das Themenspektrum der Vorträge bzw. Geschichten reichte u.a. von “Was ist Wahrheit?”, “Die Rheinfälle in Schaffhausen”, “Quantenmechanik”, “Was bedeuten Smartphones für die Gesellschaft?”, “NLP”, über “Mobilitätskonzepte der Zukunft”,  oder “Ägyptische Gottheiten, ihre Famlilienbande und Streitigkeiten”.

 

Dabei waren acht bis 50 Leute anwesend. Das letzte WoZiBaCa fand Ende November 2011 statt…

Wer veranstaltet das Nächste? Und wo?

 

Ich würde mich sehr freuen, wenn es stimmt: Wenn jetzt die Zeit der WoZiBaCas kommt. Dezentrale Wissensvermittlung im 21. Jahrhundert. Wieso nicht gepflegt in gemütlicher Runde Geschichten erzählen, statt auf die 1000ste Minimal-Party zu gehen?


von fab am 09.Mrz.2012 in ideen

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