„Das grüne Wunder“: vom Wald ins Kino

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Carla Braun-Elwert bei der Arbeit. Foto: Charlotte Haft

Carla Braun-Elwert schneidet Naturfilme. Ab dem 13. September kann man einen davon im Kino sehen: „Das grüne Wunder – unser Wald“. Wie ist dieser Film entstanden und worum geht’s? Barbara hat nachgefragt.


Hallo, Carla! „Das grüne Wunder – unser Wald“ läuft heute im Kino an. Was ist das für ein Film?

 

„Das grüne Wunder“ ist eine Reise, ein Spaziergang durch den mitteleuropäischen Wald. Aber es ist kein gewöhnlicher Montagabend-um-20-Uhr-Dokumentarfilm, den Nautilusfilm hier ins Kino bringt: Es wird viel mit Musik gearbeitet, wir haben einige sehr schöne Zeitraffersequenzen, und obwohl es an sich kein Spielfilm ist, wird man doch mitgerissen von den vielen kleinen Geschichten der Waldbewohner. Zumindest war das unser Ziel – und nicht eine rein biologisch-wissenschaftliche Aufbereitung des Themas.

 

Welche Rolle hast du bei der Entstehung gespielt?

 

Ich habe den Schnitt gemacht. Das sah ungefähr so aus: Ich sitze vor einem Rechner und habe Rohmaterial zur Verfügung – in diesem Fall 250 Stunden davon. Ich versuche, schöne Aufnahmen aneinander zu reihen wie in einer Perlenkette. Gleichzeitig muss die Reihenfolge logisch ablaufen, und Sequenzen müssen auch die richtige Länge haben, denn zu viel des Gleichen wird schnell langweilig. Der Zuschauer ist auch nicht dumm – er möchte nicht zu viel erklärt haben, denn er hat schon einiges gesehen und einiges an Wissen gesammelt. Das sind so einige der Dinge, die ich immer im Hinterkopf behalten muss.

 

Kannst du ein Beispiel dafür nennen, wie du verschiedene Elemente zu einer Geschichte verbindest?

 

Klar. Ein kleiner Fuchs kommt aus einem Bau und geht spazieren. Er bleibt kurz stehen und guckt nach oben. Dann habe ich ein bisschen Freiheit, ich frage mich: Was könnte er jetzt sehen? Vielleicht guckt er in Wirklichkeit nicht auf einen Specht, aber ich kann zu einem Specht schneiden. Wenn ich den Ton dann so anpasse, dass man den Specht schon hört kurz bevor der Fuchs hoch guckt, ist es auch glaubwürdig, dass er als nächstes den Specht ansieht.

 

Welche Stelle im Film magst du besonders?

 

Ich habe die kleine Schillerfalterraupe sehr gerne. Das ist eine grüne Raupe, die einfach skurril aussieht, Hörner hat und sich nichts gefallen lässt. Im Film sitzt sie auf einem Blatt und wird von einer Ameise geärgert. Sie will das nicht, also schubst sie die Ameise vom Blatt runter. Man kann viel von Tieren lernen, wenn man sie beobachtet, und manchmal haben sie ein ganz ähnliches Verhalten wie man selbst. Die Hirschkäfer mag ich auch sehr. Sie sind wie kleine Panzer und haben einen ganz eigenen Charakter. Sie marschieren voller Wut mit ihrer zackigen Gangart an und kämpfen miteinander. Ich finde die Art der Bewegung einfach schräg und es hat Spaß gemacht, sie zu schneiden.

 

Gibt es auch eine Stelle, die du im Nachhinein lieber anders gemacht hättest?

 

Ach… ja. Die Wildschweine am Anfang. Die Wildschweinfamilie spielt und das ist niedlich, aber spielende Schweine achten nicht auf das Licht, und natürlich liefen die Kleinen gerade bei wenig Sonne herum. Daher spielen sie jetzt in verschiedenen Lichtstimmungen und die Sequenz passt ehrlich gesagt nicht so gut zusammen, wie ich es gerne hätte. Aber man kann natürlich ewig lang an Kleinigkeiten herumbasteln – im Großen und Ganzen bin ich damit zufrieden.

 

Wie lange hat es denn gedauert, bis der Film fertig war?

 

Das Material wurde über sechs Jahre gesammelt. So etwas wird aber nicht durchgehend an einem Stück gefilmt. Im Winter kann man zum Beispiel nicht viel machen. Im Frühling gibt man Vollgas, weil alles aufblüht. Und wenn man etwas verpasst, dann wartet man noch ein Jahr. Beim Filmen selbst habe ich nicht mitgeholfen, aber mit dem Schneiden habe ich im Juli 2011 begonnen. Mitte Januar 2012 haben wir uns den Film in einem Testscreening im Kino angeschaut. Ab dem Zeitpunkt saß ich nicht mehr Vollzeit daran, aber es kamen noch allerhand kleine Änderungen – das war noch ein ganz schönes Gefriemel. Die Farbkorrektur haben wir Ende März gemacht.

 

Und woran arbeitest du im Moment?

 

Ich habe gerade den Dreiteiler „Wildes Bayern“ für den Bayerischen Rundfunk fertig geschnitten. Es geht darin um die Berchtesgadener Alpen, um die Natur und die Kultur dort, und fast jede Sequenz hat irgendwo eine Zeitlupe. Das ist so der Stil, der Look vom Ganzen. Ich habe bei diesem Projekt viel gelernt und fand es besonders spannend, weil ich selbst gerne in den Bergen unterwegs bin. Die Filme werden im Oktober schon im BR laufen: Der erste am ersten Samstag (6.10. um 19 Uhr), und die anderen beiden an den darauf folgenden Samstagen. Es kommen aber auch oft Wiederholungen von anderen Filmen, die Nautilus produziert hat – aktuelle Sendetermine findet man auf unserer Webseite.

 

Nochmal zurück zum „Grünen Wunder“ – im Oktober bist du unterwegs zu einem Filmfestival…

 

Richtig. Das Wildscreen in Bristol ist eines der beiden bedeutendsten Tier- und Naturfilmfestivals überhaupt, und „Das grüne Wunder“ ist dieses Jahr als Kandidat für den besten Schnitt ausgewählt – deshalb werde ich auch hingeschickt. Ich bin schon ganz gespannt!

 

Gratuliere zur Nominierung! Wir drücken dir die Daumen, und danke für das Interview. Gucken wir uns doch gleich nochmal den Trailer an:

 

 


von barbara am 13.Sep.2012 in kultur

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