“Animal Farm”: ein gehäkeltes Musikvideo

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Constanze Engel. Foto: Paul Träger

Hallo, Conny! Du hast für die Band Crepes Sucette das Musikvideo “Animal Farm” gehäkelt, in dem ein Äffchen seinen Hut unter anderem an eine rauchende Schildkröte und einen kaffee-trinkenden Fuchs verliert. Wie hast du das gemacht?

 

Die Jungs von Crepes Sucette setzen sich oft in Erfurt oder Weimar in die Fußgängerzone und musizieren zusammen. Ich habe mich mit dazugesetzt, mir das Lied angehört und nebenher die Tiere für den Film gehäkelt. Als ich fertig war, bin ich in das dunkle, dunkle Stopmotion-Studio im Keller der Bauhaus-Uni gegangen und habe mich da für knapp einen Monat eingeschlossen. Dort habe ich reihenweise Photos gemacht und zu Szenen zusammenbastelt. Es gab kein Storyboard, und ich hatte die Vorgabe, dass jedes Tier 15 bis 30 Sekunden im Bild sein darf – mit den Tieren wechselt nämlich die Tonart des Liedes. Das Lied selbst wurde aber erst hinterher aufgenommen.

 

Ein Star wird geboren. Foto: Constanze Engel

Und wie bist du auf die Idee gekommen?

 

Mein Freund Eric, der Gitarrist von Crepes Sucette, hatte eine Ohrwurmmelodie gebastelt und dann die Idee, für jede der 12 Moll-Tonarten des Quintenzirkels eine ähnlich eingängige Melodie zu entwickeln. Gesagt, getan. Bei der ersten dachten wir irgendwie an ein Äffchen… Und es gab eben noch 11 charakterstarke kleine Lieder zu denen dann auch Tiere gefunden werden mussten. Die musste ich häkeln – das ging gar nicht anders. Die Idee mit dem Hut kam erst, als ich schon an der ersten Szene gearbeitet habe.

 

Für diesen Hut gibt es ein Happy End. Filmstill aus "Animal Farm"

Was hat es denn mit dem Hut auf sich?

 

Der Hut hat eine wahre Geschichte. Eric hatte mal einen Hut, den er eine ganze Europareise lang aufhatte, aber als er dann zurück in Deutschland war, hat er ihn im Zug vergessen. Echt schade eben. Und deshalb war es auch wichtig, dass das Äffchen im Film – das ist nämlich Eric – seinen Hut nicht nur verliert, sondern eben auch wieder zurückbekommt.

 

Eric mit dem längst verschollenen Originalhut. Foto: Constanze Engel

Und die restlichen Mitglieder von Crepes Sucette kommen auch im Film vor?

 

Ja. Der Gitarrist Eric ist das Äffchen, Lukas ist der Fuchs und spielt Geige, und Smudo, oder Thomas, ist der Bieber, und der spielt Cajon. Die anderen Tiere sind Bekannte der Band – ich bin zum Beispiel die Einhorngiraffe.

 

Wie lange gibt es die Band schon?

 

Seit eineinhalb Jahren. Sie haben sich in Jena beim Studium kennengelernt und gemerkt, dass sie ganz viel Spaß dabei haben, zusammen zu musizieren. Seitdem setzen sie sich oft zusammen auf die Straße, um Geld zu verdienen. Wenn ich kann, setze ich mich dazu und male oder häkele. Aber gerade sind sie wieder mit ihren Instrumenten unterwegs – in Italien.

 

Unterwegs in Erfurt – Thomas, Eric, Lukas und Conny (v.l.n.r.)

Wie hast du eigentlich mit dem Häkeln angefangen?

 

Ich lag im Bett und hatte Langeweile und neben mir lag ein Haar. Da habe ich einen Knoten reingemacht und durch den Knoten nochmal einen Knoten durchgezogen. Ach, dachte ich auf einmal, so häkelt man! Und dann wurde es zur Obsession. Zuerst habe ich die Tasche einer Freundin nachgehäkelt, und als das ganz gut geklappt hat dachte ich mir, damit kann man ja auch andere Sachen machen. Inzwischen habe ich einen kleinen Shop auf Dawanda, und habe vor zwei Tagen meinen ersten Verkauf weggeschickt: ein gehäkeltes Stirnband. Am Anfang gab’s dort nur Häkelstirnbänder und Rasseln, aber letzte Woche habe ich zum Beispiel schon die ersten gehäkelte Bärte hochgeladen.

 

Cool! Und hast du auch andere Filme gemacht, die man sich angucken kann?

 

Ja. Ich habe vor dem Häkelfilm zwei Zeichentrickfilme gemacht: Eloise und Monsterious. Das war zwar auch viel Arbeit, hat aber Spaß gemacht.

 

Zum Abschluss, hast du noch Tipps für Andere, die einen Stopmotion-Film drehen wollen?

 

Meine Empfehlung ist: Mach’ es auf jeden Fall, aber mach’s im Winter und nicht, wenn gerade einen ganzen Monat lang die Sonne scheint. Wenn das Wetter so übel ist, dass man sich sowieso in einem Keller verkriechen und nicht rausgehen will, dann ist das die perfekte Zeit für einen Stopmotion-Film. Es ist zwar auch möglich, diese Filme oberirdisch zu photographieren, aber die Kelleratmosphäre kommt trotzdem auf: damit man das Licht richtig einstellen kann, muss nämlich alles abgedunkelt werden.

 

Danke für die Infos, Conny! Und hier ist das Video:

 

 


von barbara am 15.Aug.2012 in kultur

1 Kommentar


  1. Wauuuu!!! Conny, das ist ein wunder-wunderschöner Film! Die Wolle bewegt sich so toll, dass alles eine richtig organischen Charakter bekommt, fast so, als wären die Tiere lebendig… Ich fand die Geschichte echt witzig und so originell, dass ich 10 mal im Video zurückgesprungen bin um alles mitzubekommen!
    Großes Kompliment und ich hoffe, du schickst den zur Berlinale oder so ^^
    Sophie (Brüning)

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