Plattenbesprechung: Cloud Control – Bliss Release

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Down Under Hype: Cloud Control. Foto: Culdrol unter Public Domain

Cloud Control. Das klingt erstmal nach Googles neuester Idee in Sachen Cloud Computing, hat damit aber rein gar nichts zu tun. Denn Cloud Control ist der Name einer australischen Band aus der Nähe von Sydney, die schwer im Kommen ist. Die Band setzt sich zusammen aus Sänger und Gitarrist Alistair Wright, Heidi Lenffer am Keyboard, ihr Bruder Ullrich am Schlagzeug und Jeremy Kelshaw am Bass. Ihr Sound kann allgemein als eine Mischung aus Indie/Indiepop, Folk und immer wieder auftauchenden Psychedelic-Elementen beschrieben werden, die allesamt mal mehr mal weniger stark ihre Songs prägen.

 

Die erste Veröffentlichung liegt mit der 2007 erschienenen selbst betitelten EP Cloud Control schon vier Jahre zurück. Doch schon darauf sind Stücke wie Death Cloud, Vintage Books und Buffalo County enthalten, die definitiv zu überzeugen wissen und nur so vor guter Laune strotzen. In ihrer Heimat Australien haben die vier damit schon eine Menge Aufsehen erregt und schon verschiedene Preise gewonnen. Zudem waren sie in Australien u. a. die Vorband von Arcade Fire, den Foo Fighters und Vampire Weekend. Nachdem ihr Debüt-Album Bliss Release in Australien bereits 2010 erschienen ist, fand es Ende Mai diesen Jahres auch endlich den Weg in unsere Plattenläden, wobei hiermit eine unbedingte Kaufempfehlung ausgesprochen wird. Aber der Reihe nach..

 

Das Album und damit der Song Mediation Song #2 beginnt eher ruhig. Zur einfachen Gitarre gesellt sich der sanfte Gesang von Wright und Heidi Lenffer, der (besonders bei Wright) etwas Wehleidiges und Anklagendes innehat. Doch noch vor der Hälfte des Songs zeichnet sich ein deutlicher Wechsel ab, denn mit Ende des ersten Refrains setzt die verzerrte Gitarre ein, die allesamt den Song etwas dreckiger und vor allem energetischer Macht. Der sehr häufig auftauchende Refrain („why, oh why, oh why…“), der zudem vom orgelähnlich klingenden Keyboard untermalt wird, hat Ohrwurmgarantie.

 

Der zweite Song und die zugleich bisher erfolgreichste Single There’s Nothing in the Water ist vom Aufbau her ähnlich. Zunächst eine ruhigere Indiepopnummer bekommt der Song mit Einsetzen des Refrains mehr Schwung, behält aber seine schöne Melodie bei. Abgerundet wird das ganze von Wechselgesängen und Schellenringen, die das Ganze sehr hippiesk erscheinen lassen.

 

Der dritte Titel Ghost Story schlägt da schon wieder eine ganz andere Richtung ein und ist nach wieder mal ruhigerem Beginn deutlich gespickt mit Psychedelic-Elementen, die mit den Klatschgeräuschen im Hintergrund einen weiteren guten, runden Song ergeben. Darauf folgt mit Gold Canary eine weitere Singleauskopplung, die Ähnlichkeiten in Art und Aufbau mit There’s Nothing in the Water zeigt, jedoch noch viel stärker in Richtung Pop geht und mit allerlei Spielereien und von Tamburin und Chorgesang begleitet zum Ende hin immer stärker nach 60ern klingt.

 

Dass sie auch ganzheitlich ruhige Stücke beherrschen, zeigen sie mit Just for now. Wobei der Gesang zur Akustikgitarre zum Ende hin in reine im Chor besungene Glückseligkeit überzugehen scheint und mit dem einsetzenden Schlagzeug und Bass mehr als wohlig klingt. Und genauso gut gelaunt geht’s auch im folgenden The Rolling Stone weiter („I woke up with the Sun this morning“) das besonders durch psychedelischen Orgelklänge geprägt wird Wohlfühlsound pur ist, der jedoch immer wieder eingefangen wird durch das kurze Einsetzen der verzerrten Gitarre im Refrain, trotzdem aber bis zu letzt gute Laune verspricht, ohne je seicht zu wirken.

 

Darauf folgt die reine Akustiknummer Hollow Drums, in der nichts mehr zu spüren ist von der Leichtigkeit des Vorgängersongs. Stattdessen überwiegen Wehmut und Anklage, die von Wrights Stimme mit am überzeugendsten rübergebracht wird. Doch das ruhige Stück wird nur eingestreut, um danach gleich wieder mit My Fear #2 an The Rolling Stone und seine gute Laune im Indie-Format anzuknüpfen.

 

Zum Abschluss der Platte wurde jedoch mit Beast of Love wieder ein äußerst ruhiger Song gewählt, was als eine sehr gute Entscheidung bezeichnet werden kann, da somit nach all dem Wohlfühl-Indie zum Schluss doch auch wieder die eher ernste Seite der Band gezeigt wird, die trotz einer gewissen Melancholie einfach nur wunderschön ist und so einen wunderbaren Abschluss des Albums bildet.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cloud Control auf Bliss Release sowohl folkige Indiepop Stücke, als auch dem Psychedelic-Rock deutlich nähere Stücke perfekt auf die Platte bringen. Dabei schaffen es die inzwischen Wahl-Londoner aber jederzeit keine Seite zu stark zu gewichten und somit eine nahezu perfekte Balance zu erreichen – auch was die Mischung aus schnelleren und ruhigeren Songs angeht.

 

Alles in allem also ein wirklich verdammt gutes Album.

 

 

Cloud Control – There’s Nothing in the Water We can’t find

 

 

 

Cloud Control – The Rolling Stone

 

 

 

Cloud Control – Gold Canary

 

 

Wer sich nun die Platte besorgt und wem gefällt, was er da hört und die Band daher auch gerne einmal life sehen möchte, der hat Glück: Wie erwähnt kommen Cloud Control nämlich noch im September wieder nach Deutschland. Geplant sind vier Konzerte in Köln (21.9.), München (22.9.), Hamburg (23.9.) und zum Abschluss im Rahmen der Berlin Independent Night in Berlin (24.9.). Wer die Chance hat, sollte sich diese auf keinen Fall entgehen lassen, denn noch spielen sie nur vor maximal ein paar Hundert Zuschauern. Wer weiß, wie lange das noch so bleibt. Ich selbst hatte das Glück sie bereits im Februar im Lido zu sehen… Der Sound auf der Bühne toppt die Albumaufnahmen noch einmal um längen!

 

Wer jetzt immer noch nicht hin will, der ist echt selber schuld.

 

 

Mehr Infos und Termine auf cloudcontrolband.com


von chris am 08.Sep.2011 in kultur

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