KlangKiste #5
Als ‘enfant terrible’ der elektronischen Musik konnte sich Stefan Kozalla alias DJ Koze vor allem mit unkonventionellem Techno, der oftmals mit völlig verrückten Samples gespickt ist, etablieren. Einen gewissen Bekanntheitsgrad konnte er aber bereits in den 90er Jahren erlangen, als er sich als Sänger und DJ bei der hanseatischen Hip-Hop-Gruppe Fishmob betätigte. Das links-orientierte Projekt machte vor allem durch witzig-politische Tracks auf sich aufmerksam, denen Kozalla mit seinen beeindruckenden DJ Fähigkeiten ordentlich einheizte. Nach einigen Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit widmete sich Koze größtenteils elektronischen Produktionen, die er fortan auch unter seinen Pseudonymen Adolf Noise und Monaco Schranze veröffentlichte.
Eine gewisse Unkonventionalität seitens Kozallas lässt sich bereits an seiner Namensfindung ablesen, und diese spiegelt sich auch wunderbar in seinem erstem Album Music Is Okay wider. In 15 eklektizistischen Remixen breitet uns Koze jeden erdenklichen Bestandteil der beatgesteuerten Musik vor den Füßen aus, um sie anschließend genüsslich zu zertrampeln. Nach einem witzigen Intro geht es nahtlos zu seinem berühmten Mashup, bestehend aus Blumfelds Single „Tausend Tänen tief“ und Steve Bugs „Loverboy“, über.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=qM2rtA2rIgY
Da die ersten fünf Tracks gemixt wurden, stolpern wir von zwei fast schon ravig anmutenden Songs in den in völligem Kontrast dazu stehenden nächsten Track „Lila Pause“. Dieser ist ein kindliches, langsames Stück, das mit lustigen Vocals aufwartet. „Clouds across the moon“ hingegen zeigt eine typische Disco-Bassline und stimmt freudig auf das folgende Lied „Is mir egal“ ein, das die wahre Perle des Albums darstellt. Das etwas dröge Original von Der Tobi und Das Bo wird hier mit psychedelischem Gitarrengeschrammel und einem hypnotischen Beat untermalt und aufgepeppt, um mit einem verrückten Gedicht von Ernst Jandel zu verstummen.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ZT2ub2hQYWw
Bei „Le Smou“ handelt es sich dann wieder um eine sehr smoothe und jazzige Nummer, während „The Big Tilt“ sehr IDM-lastig wirkt und stark an den Shitkatapult Mitbegründer Apparat erinnert. „Discoteer“ ist dann wieder ein funkig-schmalziger Discotrack, der aber nach dem grandios kurzen “Kosi in my mind” schnell wieder vergessen ist. Dem ganzen setzt Koze mit einem monumentalen Remix von Tocotronics „Jackpot“ die Krone auf. Dabei stellt er dem mit sanften Klavier untermalten Gesang von Lowtzows episch-kraftvolle Gitarrenwände gegenüber, die beide schnell verklingen, um einem Hidden-Track Platz zu machen.
Im Großen und Ganzen ist es eine komplexe Reise auf die uns DJ Koze hier einlädt. Der eine oder der andere mag diese vielleicht als anstrengend empfinden, interessant ist sie aber allemal, denn bereits in diesem Erstlingswerk lässt sich das Potential, das Kozalla in seinen unzähligen folgenden Veröffentlichungen entfaltet hat, erahnen.