Die Pasta Sauna – eine Installation mit Geschmack

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Frisch, grün, duftend – was auf die Pasta kommt, entscheidet der Besucher.

Pasta Sauna. Saunen im Dampf kochender Nudeln? So ähnlich. Vor der Sauna, einem runden Zelt aus Plastikplanen, steht ein Tisch. Darauf Parmesan und Käsereibe, Zitronen, eine Flasche Olivenöl, ein Blumenkasten mit verschiedenen Kräutern wie Basilikum und Oregano, ein Mörser mit grobem Kristallsalz und einer mit Pfefferkörnern. Das gehört bereits zur Installation. Das ist Kunst. Man guckt deshalb genauer hin als sonst, oder eher: anders. Diese Farben, diese Gerüche, diese Formen. Man macht das erste Foto. Einige Schritte näher am Zelt noch ein Tisch, darauf Glaskugeln, nein, es sind übereinander gestülpte Glasschälchen, die jeweils eine Kugel Teig einschließen. Drei Pastahelferinnen, alle in weißen Overalls mit bandnudelartigen Stoffstreifen an den Ärmeln, sind schon in der Sauna verschwunden. Eine weitere steht davor und erklärt uns ungeduldig herumlungernden Kunst- und Pastafans: „Das Kochbuch des futuristischen Künstlers Filippo Marinetti enthielt eine Warnung, Pasta mache den Menschen unbeweglich und faul.“ No more pasta steht auf ihrem Overall.

 

Zwei Schälchen, ein Teigklumpen – allein wird man nicht in die Sauna gelassen.

Außerdem, sagt die Helferin, gehe es in dieser Installation von Marije Vogelzang darum, wie Menschen beim Essen zusammenfinden. Deshalb könne man auch nur zu zweit in die Sauna – und jetzt bitte anstellen. Da ich allein gekommen bin, zeigt das Kunstwerk schon jetzt seine Wirkung: Zusammen mit einer anderen Einzelgängerin stehe ich in der Schlange, wir nehmen uns eine Schälchenkugel mit Teig und tauschen uns über unsere ersten Eindrücke aus. Vor uns betreten zwei Paare die Sauna. Kling-klong-kloing-plong. Woher diese Klänge wohl kommen?

 

Außer Farben, Gerüchen, Tönen und Geschmack spielt in dieser Installation auch noch die Temperatur eine Rolle, und das ganz besonders hier, im Maximiliansforum: Der Ausstellungsraum befindet sich in einer Unterführung, die Betonmauern geben der Kälte des Maiabends noch einen letzten eisigen Schliff. Ich habe eine Mütze an. Als wir die Pasta Sauna betreten, kann ich sie wieder ausziehen. Die Luft ist warm und feucht, in zwei großen Kochtöpfen blubbert Wasser vor sich hin. Eine Pastahelferin nimmt uns die Schälchen ab und gibt sie weiter an eine andere, die auf einer Leiter steht. Oben an der Leiter ist eine Pastamaschine befestigt, durch die nun der Teig gekurbelt wird. Gleichzeitig ist diese Maschine aber eine Spieluhr – daher die Töne. Wir warten, gucken, trauen uns kaum, etwas zu fragen oder zu kommentieren, während unsere Pasta kocht. Ist ja Kunst. Pling-plong-kloing-bleng. Helferin Eins fischt mit einer Zange die zwei großen Bandnudeln heraus, legt jede in eine der Schalen und schon müssen wir wieder das warme Zelt verlassen. Mmmh, wie das riecht!

 

Die Pasta Sauna vor ihrer Inbetriebnahme.

Draußen dann, die restlichen Zutaten. Mit den anderen Saunagängern stehen wir am Tisch, zupfen Basilikum, pressen Zitronen aus, reichen die Pfefferschale herum, reiben einander Parmesan über die Nudeln. Mmmh, wie das schmeckt! Die Gespräche entstehen wie von allein. Wir reden über die Installation, über Kochen im Allgemeinen, über Pasta. Jemand sagt, ein Zester fehle hier, für die Zitronen. Jemand anderes entgegnet, ja, sein Zester daheim sei sein ganzer Stolz und er wüsste gar nicht, wie er ohne ihn überleben würde. Lachen. Dann geht es um gute italienische Läden in der Stadt, um Pasta-Lieblingsgerichte, um Kindheitserinnerungen an pastakochende Mütter. Hut ab, Marije Vogelzang. Und über uns, rumpel rumpel, fährt die Tram.

 


Die PASTA SAUNA ist im Maximiliansforum inzwischen nicht mehr zu erleben, aber dort – ein absoluter Geheimtipp bei dieser Hitze! – finden bis zum 26. Juli weitere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der PLATFORM statt.


von barbara am 17.Jun.2014 in kultur

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