Dieses Mal digital – auf dem Tweetup in der Villa Stuck

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Kommentare zu #kukon während des Tweetups

Samstag, den 23. Februar 2013: Ein Tweetup in der Villa Stuck. Mit dabei: 60 digital kommunizierende Menschen. Nicht mit dabei: ich. Das heißt, eigentlich ja doch, nur dieses Mal leider nicht körperlich, nicht in Person vor Ort, sondern hustend und Hustentee trinkend daheim auf der Couch, mit von meinem Freund ausgeliehenem Tablet. Wenn ich nun auch noch meinen Weg in den Twitteraccount von Schreibstoff finde… Ah, jetzt. Und wie… Ah, ja. #kukon, ich bin da, ich folge, ich bin ein… Follower? Ist das inzwischen Deutsch, oder gibt es dafür hierzulande ein eigenes Wort? Keine Ahnung. Mal sehen, was jetzt passiert.

 

Heute ist ein besonderer Tweetup, die Villa Stuck lädt zu Franz von Stucks 150stem Geburtstag ein. Mitorganisatoren sind mal wieder die Münchner Kulturkonsorten. Gerade ist es kurz vor Auftakt, die Twitterer stehen aufgeregt in der Eingangshalle und zwitschern gespannt verschiedene Versionen von „Gleich geht’s los!“ in den, wie einer der Kulturkonsorten immer so schön sagt, digitalen Raum. Darauf folgt ein paar Minuten später: „Es geht jetzt los!“ Okay, na gut. Die ersten verschwommenen Fotos tauchen auf, der Museumsdirektor Michael Buhrs heißt alle willkommen und übergibt an die Museumsführerin Margot Brandlhuber. Verschwommene Fotos auch von ihr, man erkennt eine große Besuchermasse.

 

Bewegung – ab in den ersten Raum. Ich kenne die Villa Stuck, habe also noch nicht die Orientierung verloren. Schon kommen erste interessante Informationen zum Künstler ins Netz gerauscht. Zahlen und Fakten sind dabei, aber auch solche Schnipsel, die einer Führung erst die Farbe verleihen: Stuck bestellte sich zum Beispiel im Restaurant immer das größte Gericht. Dieses Statement wird einige Male hin- und hergeworfen und kommentiert, eine kleine Unterhaltung am Rande zwischen Leuten, die sich vermutlich schon kennen. Zumindest digital. Zumindest wirkt es so. Ob sie alle körperlich anwesend sind, weiß ich allerdings nicht.

 

Die hochgeladenen Bilder häufen sich. Besonders freut sich die Twittergemeinschaft über eines vom twitternden Museumsdirektor (aufgenommen von Katrin Dengler), ansonsten gibt es vom selben Gegenstand immer wieder mehrere Fotos, dann aber auch Links, die aus dem Twitteruniversum hinausführen, zu Artikeln über Stuck, anderen Museen, Videobeiträgen. Ich klicke hier und da, lese mal dies, mal das, folge dem Strom der Nachrichten. Eigene Beiträge zum Tweetup halten sich bei mir allerdings in Grenzen – ein bisschen fühle ich mich wie jemand, der auf einer Party am Rand einer Unterhaltung über ein Ereignis steht, bei dem er nicht dabei war. Beachtenswertes habe ich nichts zu sagen – ich freue mich zwar, mitlesen zu können, aber so richtig auf die Tweets reagieren kann ich nicht. Ich erlebe das doch gar nicht mit. Ich kenne die Leute doch nicht. Und bis ich mal was getippt habe, hat sich das Thema schon längst verändert. Um beim Bild des Partygasts zu bleiben: Es ist wie eine fremde Sprache, in der ich mir meinen Kommentar erst vorsichtig zurechtlegen muss – und will ich ihn dann einbringen, ist der Moment vorbei.

 

Und das ist auch der Grund, warum mich diese Veranstaltung etwas verwirrt zurücklässt: Die Sprache und Etikette der Twitterer ist für mich noch absolutes Neuland.  Im Nachhinein: Ich hätte ja auch irgendeinen spannenden Schnipsel zu Stuck herausfinden und in die Diskussion werfen können. Ich hätte ja auch das Bild des Museumsdirektors „retweeten“ oder zur Erotomanie Stucks irgendwas intelligent-witziges einwerfen können. Tja. Aber trotz dieses für mich so ungewöhnlichen Formats denke ich, irgendwas ist da schon dabei. Wenn ich nicht so unbeholfen – und vielleicht auch nicht so krank – gewesen wäre, hätte ich aus dieser Veranstaltung mehr für mich herausholen können. Auch von der Couch aus.

 


Zum Weiterlesen hier noch ein Link zur Nachlese der Kulturkonsorten, mit statistischer Auswertung des Tweetups. Das Museum Villa Stuck findet ihr in der Prinzregentenstr. 60 in München, die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag, 11-18 Uhr.


von barbara am 05.Mrz.2013 in kultur

1 Kommentar


  1. Absolut charakteristische Beschreibung eines Tweetup. Toll geschrieben!

    Wir haben schon einige Tweetups miterlebt (vor Ort und auch am Bildschirm) und finden in diesem Blogpost die Stimmung bei einem Tweetup sehr zutreffend eingefangen.

    Schöne Grüße aus Berlin!

    QWoo,
    Maskottchen des Deutschen Currywurst Museums Berlin

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