KlangKiste #9

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Heute wollen wir mal das Feld von vorne aufrollen. Seit längerer Zeit plane ich eine Klangkiste, die sich um klassischen, alten Hip-Hop dreht. Bis heute bin ich jedoch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen, sodass unsere neue Hip-Hop-Reihe diesmal mit den moderneren Vertretern startet. Denn, man mag es kaum glauben: Obgleich der heutige Hip-Hop (egal ob Mainstream oder Underground) relativ wenig mit der ursprünglichen Tradition zu tun hat, gibt es abseits der MTV gestützten Hip-Hop-Generation auch durchaus noch qualitativ hochwertige Tracks aus diesem Genre. Von denen will ich heute eine Handvoll vorstellen.

 

 

Chinese Man – Washington Square (Feat. Bionic Man Sound)

 

Die französische Dub-, Reggae-, Funk- und Hip-Hop-Fusion Legende Chinese Man sorgt seit 2004 für Furore im vinylgestützten Musikbetrieb. Charakteristisch sind dabei immer wieder auftauchende, witzige Samples aus alten Filmen, Radioshows etc. Stets mit einem gewissen Augenzwinkern basteln die vier Jungs ein grandioses Album nach dem anderen. Von ihrem überragenden Debütalbum The Groove Sessions Vol. 1 stammt auch der folgende Track, der das hippiesque „Washington Square“ von James Last mit dem Sprechgesang von Bionic Man Sound vermischt. Das Ganze wird noch von einer dröhnenden Bassline unterlegt. Fertig ist das perfekte Klangerlebnis.

 
http://soundcloud.com/deyron/chinese-man-washington-square
 

 

DJ Vadim – The Terrorist (Feat. Moshun Man)

 

Der folgende absolute Kracher stammt vom guten alten DJ Vadim, der bereits zur vierten Klangkiste einen überragenden instrumentalen Track beigesteuert hat. Vadim hat dieses Stück dabei bewusst minimalistisch gehalten: außer den charakteristischen Drums und einem schweren Basssample wird der Track allein durch Vadims scratchen und dem Flow von Moshun Mans Gesang getragen. Er entfaltet dadurch eine ganz eigene, aggressive Energie, die vielen Hip-Hop-Tracks des russischen Produzenten innewohnt.

 

 

 

L’Orange – Lost Souls (Feat. Hassaan Mackey, yU & Kelsey Lu)

 

Der amerikanische Produzent mit dem Pseudonym L’Orange stellt den nächsten Song unserer Reise. Man könnte meinen, bei einem Song von Chinese Man gelandet zu sein, so ähnlich ist das Grundgerüst aus alt anmutenden Samples, scratchen und downbeat-ähnlichen Beats. Trotz allem behält L’Orange, der seinen Stil treffenderweise als Hip-Hop-Noir bezeichnet, eine gewisse Eigenständigkeit, die sich durch sämtliche seiner Produktionen zieht. Kleines Goodie zum Schluss: Auf seiner Webseite stellt er alle seine Alben zum kostenlosen Download zur Verfügung.

 

 

 

DJ Krush – Song for Jon Walker (Feat. Anticon)

 

Zum Abschluss wollen wir uns ganz aus den Gefilden des melodischen Hip-Hops entfernen und das Augenmerk auf eine der mysteriöseren Figuren der Beatmusik richten. Der japanische DJ und Produzent DJ Krush, der vor allem für seine sphärisch-abstrakten Beatkonstrukte bekannt ist, hat 2002 mit Shinsou – The Message at the depth ein zwar sehr gewöhnungsbedürftiges, aber herausragendes Album herausgebracht, auf dem auch dieser Track zu finden ist. Der Beat selbst fällt dabei nicht allzu sehr aus dem Rahmen, doch wird er stets von ungewöhnlichen Samples umgeben. Nach etwa der Hälfte nimmt das Ganze etwas mehr Form an, bleibt aber trotzdem schwer zu verdauen, auch wegen der aggressiven Grundstimmung. Zurück bleibt neugierige Verwirrung, die zum erneuten Hören einlädt. Und soviel ist sicher, beim ersten Hören wird es kaum bleiben.

 
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=AszfDmGAVco
 


von max am 31.Aug.2012 in kultur

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