Die Leiden des Obama

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Obamas huge questionmark

 

Dass es nicht so einfach werden würde, war wohl jedem klar. Und trotzdem wollten wir es so haben. Wohlmöglich aus dem einfachsten Grund aller Gründe: Weil er, wie wir ist! Weil er eben ein echter Loser ist, der aber zumindest als Winner angefangen hat.

 

Der junge O. und sein Avatar

 

So wurde auch der junge O . Produkt dessen, was wir uns die ganze Zeit im Grunde gewünscht haben: Uns selbst als den Helden. Den smarten und cleveren Typen, der eine humane Lösung für all das Ganze zu haben scheint. Ein Junge, der sich gut darin versteht, die Belange der Menschen auf den Punkt zu bringen, ohne dabei viel getan zu haben, um aber dennoch dafür gefeiert zu werden. Der nicht nur Verstand, sondern vor allem auch die Möglichkeiten hat, was zu bewegen. Also auch Geld und Macht. Möglicherweise noch mehr und ein paar Berater dazu.

Eine Betrachtungsweise, die letztendlich zu uns selbst und zu unseren Erwartung an den ewigen Helden führt. Schließlich sind wir diejenigen, die in diese Rolle passen würden, aber eben auch in die des Jokers, oder in die des rastlosen Sisyphos – Der Typus „Ich“, mit dem wir leiden und glücklich sein können – qua Obama eben. Und warum? Weil er Vertrauen in unsere Sache schafft, ohne Misstrauen zu wecken. Weil er die wichtigen Dinge anspricht, ohne viel dafür tun zu müssen. Die Aussprache ist in diesem Fall ausreichend. Alleine mit „Yes, we can!“ hat er eine weltübergreifende Motivation ausgelöst, die so ein zweites mal wohl schwer zu „topen“ sein wird! Es ist ein Imperativ, der zum ersten Mal einer Sache soviel Nachdruck verlieh, dass jeder an ihre Wirkung geglaubt hatte, ohne zu wissen was diese wirklich ist. Wahrscheinlich hatte er selbst auch nur eine Idee von der großen Idee gehabt. Man weiß es nicht. Zumindest hat er die Welt bewegt, in dem er mit „Change“- schließlich dann auch die Revolution über Nacht ausgerufen hat, bevor Sie überhaupt beginnen hätte können. Einfach nur gut! Wirklich der perfekte Kandidat. Zu allem Überfluss, sieht er auch noch aus wie ein Afro-Amerikaner aus einer Hollywoodproduktion zur US-Sklaverei. Alleine schon deshalb, will man ihm seine Bekundungen abkaufen. Quasi das Selbstbild von Hoffnung, Frieden, und sonstigen anderen tollen Sachen. Wer kann da schon nein sagen. Ach ja, aus den U.S.A. Ein toller Avatar eben. Kauf ich, will ich auch, „Cos, he can“! – Buy it!

 

Wir, unser Held und das Lottogeschäft

 

Und trotzdem passt dieses Avatar nicht! Er enttäuscht immer mehr! Seine Persönlichkeit ist wohlmöglich (wie unsere somit auch) nicht mehr fähig auf das ganze Establishment zu verzichten, oder schnell mal die Finanz-Branche zu besteuern, die wohlgemerkt die USA (also mich/ uns) erst zur USA (zu mich/ zu uns) macht, und ihr (mein/unser) größter Joker ist, um als Weltmacht zu gelten. Diese Position aus der Hand zu geben, wäre fatal, für alle, die auf ihn gesetzt hatten. Also auch für uns, die Stake-Holder, mit all unseren Konzernen und sonstigen Unternehmungen zur Verbesserung und Rettung der Welt. Das ist wahre Conspiracy! Das ist Politikberatung 2.0! Man kann eben nicht mehr Herr der eigenen Entscheidungen sein. Schließlich schwindet in solch einem Zustand bzw. im Dunst der immensen Forderungen, auch die auferlegte Bürde an einem, die ohnehin nicht zu schaffen gewesen wäre, so dass auch die eigene Glaubwürdigkeit nicht mehr in Frage gestellt wird, und alles pink wirkt. Das ist Weltpolitik 2.0. So einfach ist das wohl.

Wenn wir das Ganze aus dieser Sicht der Dinge betrachten, so kann man dem jungen O. auch ruhigen Gewissens seinen Friedens-Nobelpreis gönnen. Schließlich haben wir es ihm verbockt. Er hat lediglich mitgespielt: Den ewigen Helden, den wir uns für unsere Weltordnung gewünscht haben. Vor allem weil „er“ USA ist, also der Global-Player schlecht hin, der aber bisher nicht immer wie ein Gentleman aufgetreten ist. Aber auch deshalb, weil unser Gewissen verrückt spielt, wenn wir im nahen Osten tote Menschen sehen, oder weil wir ständig unsere Umwelt verseuchen, und sonst wo Menschen sterben, verfolgt und ausgebeutet werden, oder einfach ihr Glück nicht finden können, weil man es ihnen vergönnt, oder an sich reißt! Und überhaupt alles S**** ist! Genau deshalb brauchen wir ihn, den Obama-Avatar! Das ist uns bewusst, oder? Wie wir auch wissen, dass der Nobelpreis, nicht unbedingt das ist, was es mal war, oder vielleicht sogar nie war. Manchmal war er gut, manchmal aber auch nicht. Das ist ja fasst wie beim Lotto. Wozu dann das Ganze? Ach, wer weiß das schon?

 

Maya vs. Playboy

 

Das freudige an der ganzen Geschichte ist doch, dass wir angefangen haben unsere Helden richtig auszumachen. Zumindest sehen sie nett aus, und haben den nötigen Intellekt. Jetzt müssen sie nur noch funktionieren, und vor allem den Mut haben, das Ganze tatsächlich ändern zu wollen. Ergo, wir brauchen Avatare wie Gandhi oder Mandela, die Lust auf Frieden und Romantik haben, gradlinig und von sich überzeugt sind, die von ihren Ideen nicht abweichen, und am Ende genau deshalb gewinnen. Wie echte Helden eben. Doch bis dahin wird’s wohl heißen: Die Leiden des Obama. Das ist wie bei Goethe und Mel Gibson zusammen. So oder so ähnlich, könnte der Wahlkampfslogan für die nächste Legislaturperiode sein. Das ist es, oder? Was meint ihr? Würde auch zum Maya-Kalender passen: Obama gewinnt die zweite Legislaturperiode, damit wir, wenn wir im Jahr 2012 sterben sollten, wenigstens einen Traum von einem Weltretter hatten. Mit dem wir lieben, leben, leiden gelernt haben, und schließlich auch untergehen. Das haben sich die Mayas aber nett ausgedacht. Vielen lieben Dank Jungs, aber das war wohl nicht nötig gewesen! Der Playboy-Kalender hat auch was nettes.


von sinan am 19.Jan.2012 in politik

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