#OccupyFrance: Das Wochenende

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Demonstration letzten Freitag in Paris. Foto: Zanbard (CC BY-NC-SA 2.0)

Nachdem es lange still war, sollte am letzten Freitag, dem 11.11.2011, die Protestwelle auch in Frankreich richtig Einzug erhalten. Dem Aufruf der Protestbewegung, an diesem Tag auf die Straße zu gehen, folgten auch viele Franzosen und so kam es landesweit zu Versammlungen, Demonstrationen und Besetzungen. Trotzdem muss eingestanden werden, dass die Teilnehmerzahlen und Ereignisse in den meisten Städten doch relativ überschaubar blieben. Natürlich fiel die Demonstration in Paris, der großen Kapitale und Epizentrum des derzeitigen Protests in Frankreich, mit Abstand am größten aus. So hat auch die vor eineinhalb Wochen begonnene Besetzung des Pariser Bankenviertels La Defense weiterhin Bestand. Außerhalb von Paris zeigte sich dieser Protesttag sehr unterschiedlich, blieb meist jedoch hinter den Erwartungen zurück.

 

Als erfreulich sind in diesem Zusammenhang aber vor allem die Besetzungen in Nantes und Lyon zu nennen, bei denen seit Freitag zentrale Plätze besetzt werden und die weiterhin andauern. In vielen anderen Städten sieht es jedoch anders aus. In Marseille beispielsweise regt sich kaum etwas. Und in Montpellier begann die Besetzung eines Parks zwar schon mehrere Tage vor dem 11.11., ist mittlerweile aber auch schon wieder Geschichte. Zurzeit finden dort nur zweimal die Woche öffentliche Versammlungen und Treffen der Arbeitsgruppen statt.

 

Die Occupy-Versammlung auf dem Place de la Capitol in Toulouse

Ähnlich sieht es in Toulouse aus. Dort war ich am Freitag erstaunt über die doch recht geringe Teilnehmerzahl von schätzungsweise 200 Personen aus Toulouse und Umgebung. Für eine Stadt, die mit Umland ca. 850.000 Einwohner hat, ist das nicht allzuviel. Die Teilnehmer zeigten sich trotzdem zufrieden mit der Versammlung. Weniger hingegen mit ihren eigenen Situationen, die oft vollkommen unterschiedlich war, aber trotzdem dafür sorgte, dass diese Leute an diesem Tag gemeinsam auf der Straße standen. Im Besonderen erstaunte, dass es neben einem Teil Junger, vor allem Menschen mittleren Alters waren, die sich hier versammelten. Von einer reinen Jugendbewegung kann hier also definitiv keine Rede sein. So unterschiedlich wie die Leute, waren aber natürlich auch meist ihre Anliegen und Ziele, die per Megafon verbreitet wurden und mal mehr, mal weniger gehaltvoll waren. Ein wenig verstörend wirkte gar ein Redner, der die Leute regelrecht anschrie und in seinem gesamten Auftreten relativ autoritär erschien. Nochmehr verstörte jedoch die Begeisterung, die dieser bei den Anwesenden auslöste. Ein solches Auftreten alleine fängt also immer noch Menschen. Und auch wenn der Inhalt hier kein schlechter gewesen sein mag, wirkt es doch befremdlich und stimmt ein wenig besorgt.

 

Nach mehrstündiger Diskussion war dann jedoch zumindest der organisatorische Rahmen für die nächsten Wochen geklärt. So gibt es hier in Toulouse zweimal pro Woche öffentliche Versammlungen und Treffen der Arbeitsgruppen, mit dem vorläufigen Ziel, am 10. Dezember dann auch eine Besetzung zu starten. Zu hoffen bleibt also, dass die Bewegung hier, wie überall im Land, nur längeren Anlauf braucht, dafür dann aber richtig startet. Wie gesagt, es bleibt zu hoffen.

 


von chris am 16.Nov.2011 in politik

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