…und vergib uns unsere Schuld(en)

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Foto: CR Artist (CC BY-NC-ND 2.0)

Der texanische Gouverneur Rick Perry veranstaltete wegen der amerikanischen Schuldenkrise einen Massengottesdienst, dessen Ziel es war, gemeinsam Gott zu bitten, die USA aus ihrer finanziellen Not zu retten. Wie Spiegel Online berichtet folgten seinem Aufruf am Samstag 30.000 Menschen in das Stadion von Houston. Was für uns Mitteleuropäer unglaublich klingt und eher ans Mittelalter erinnert, wird von Teilen der US-amerikanischen Bevölkerung als eine mehr als ernste Angelegenheit betrieben. So wurde dort gemeinsam gebetet, gesungen, geweint und Arme flehend gen Himmel gereckt, als erwarte man, dass der Leibhaftige alsbald herabsteige und den Staatsschulden-Teufel persönlich mit Donner und Schwert vernichte.

 

Auch wenn diese Vorstellung gewiss etwas für sich hätte, so sollte man doch davon ausgehen, dass sie nicht eintreffen wird. Stattdessen sollten sich alle Fragen, die Regierenden und die Bürger, wie es dazu kommen konnte, dass die USA derzeit die schlimmste Finanzlage ihrer Geschichte erleben. Denn die Staatsschulden steigen rasant wie nie und während vor ein paar Tagen noch die Staatspleite drohte, wurde ihnen nun vom Rating-Riesen Standard & Poor’s die Bonität von der Bestnote herabgestuft.

 

Das daran nicht der Teufel schuld ist, sollte klar sein. Wenn man im Bild bleiben möchte, könnte man eines der Probleme aber vielleicht doch als die Schlange im Garten Eden beschreiben, jedoch ohne biblischen Namen – denn sie heißt Tea-Party-Bewegung. Ähnlich wie die Schlange in der biblischen Schöpfungsgeschichte hat auch sie es geschafft, die Bürger dazu zu bringen, lange und ausgiebig von den Früchten vom Baum der Steuersenkung zu kosten. Doch wie in der Bibel, führt, wie beschrieben, auch in den USA dieser Weg schnurstracks aus dem Paradies hinaus (wenn man die USA denn je als solches beschreiben wollte).

 

Diese Ultrakonservative Bewegung innerhalb der republikanischen Partei kann ohne Zweifel wenn nicht zu dem, so doch zu einem der größten Probleme der USA gezählt werden. Mit ihrem quasi-religiösen Dogmatismus gegen jegliche Form von Steuererhöhungen zu sein, worauf viele republikanische Abgeordnete sogar einen Schwur geleistet haben, blockieren sie das ganze Land und treiben es bis an den Abgrund. Ihre rigorose Haltung hätte sogar fast zur Staatspleite geführt, aber auch wenn diese vorerst abgewendet werden konnte, ist dadurch das System nicht geheilt. Im Gegenteil, dass sie in den Verhandlungen durchgesetzt haben, dass es zunächst keinerlei Steuererhöhungen geben wird und stattdessen der Haushalt durch massive Einsparungen im öffentlichen Bereich gesundgeschrumpft werden soll, wird sich auf lange Sicht als fatal erweisen für ein Land, dass schon jetzt immer mehr zum Hybrid aus moderner Post-Industrienation und Entwicklungsland zu werden scheint. Dabei wird sich dieser Prozess mit der Fortführung einer solchen Politik mit Sicherheit noch beschleunigen.

 

Doch scheint es fraglich, ob irgendwann auf Einsicht von Seiten der Tea-Party-Bewegung zu hoffen ist. Diese ist eigentlich ganz froh, dass sie mit dem eingeschlagenen Weg der Senkung der Staatsausgaben neben den Staatsschulden gleichzeitig auch den Staat als solchen verkleinert, gar zusammenschrumpfen lässt, da für sie nur Kein-Staat ein guter Staat ist, so paradox das klingen mag.

 

Neben Steuersenkungen – als Wert an sich – bekennt man sich vor allem zu Gott in eher radikal christlichen Glaubensrichtungen. So ist natürlich auch Texas Gouverneur Rick Perry ein ultrakonservativer Evangelikaler und blühender Anhänger der Tea-Party-Bewegung. Es würde also nicht verwundern, wenn es in nächster Zeit öfters Massengottesdienste geben würde, denn bis Gott das texanische Haushaltsloch von 31% getilgt hat, dürfte wohl noch etwas Zeit vergehen. Ob man sich bei Nichteintreten, in Texas, wie im Rest des Landes, doch noch auf andere Lösungen besinnen wird, kann man wirklich nur hoffen. Vielleicht sollte man mal dafür beten…

 


von chris am 07.Aug.2011 in politik

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