Plattenbesprechung: The Migrant – Amerika

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Bei Amerika handelt es sich um das zweite Album der Band The Migrant. Wobei der Ausdruck Band hier fast fehl am Platz ist, handelt es sich doch eher um das aktuelle Projekt des Dänen Bjarke Bendtsen. Als Mastermind des Projekts zeichnet er für fast alles an dieser Platte verantwortlich und macht dabei einen großartigen Job.

 

Dies beweist bereits der erste Song „Molehills“. Denn schon nach wenigen Momenten ist man gefangen vom schönen klang der Akustikgitarre. Spätestens aber wenn nach fast einer Minute Bendtsens Gesang einsetzt, ist einem klar, welch toller Song da grade läuft. Denn Bendtsens eher tiefe, leicht rauchige Stimme, die trotzdem zugleich oft zart und flehend wirkt, geht dabei eine wunderbare Symbiose mit den Klängen der Gitarre ein. Hinzukommen im Laufe des Songs immer wieder einzelne E-Gitarrenklänge, die gemeinsam mit den irrlichternden Stimmen im Hintergrund den Song perfektionieren. Eine zarte Melancholie und Traurigkeit, die immer wieder von Momenten der Hoffnung durchbrochen wird. Ein toller Song.

 

Dem steht auch der zweite Titel „Everywhere You Go“ in fast nichts nach. Der Song zeichnet sich zuerst durch einen schnelleren schönen Gitarrenrhythmus aus, gepaart mit Bendtsens tollen lyrischen Songzeilen. Wenn diese aber gegen Mitte des Songs langsam auslaufen, dann nur, um sofort mit der geballten Kraft mehrerer Bläser zurückzukommen. Gerade diese Bläser sind es dann, die den Song zum Ende hin ausmachen mit einer wundervollen halb freudig, halb melancholischen Melodie.

 

Diese Bläser sind es auch, die den dritten Song „The Hurricane“ entscheidend prägen. Denn auch hier wird durch die Bläser aus einem schönen von Bendtsens Akustikgitarre geprägten Titel ein großartiger Song, der seine ganze Kraft und Schönheit erst im hinteren Teil ganz entfaltet.

 

Im weiteren Verlauf des Albums treten die Bläser aber wieder eher in den Hintergrund zurück. Stattdessen dominiert vor allem wieder die Gitarre, wie beispielsweise in „2811 California Street“, einem weiteren Höhepunkt der Platte. Zur Unterstützung kommen dabei vor allem Streicher zum Einsatz, wie sie auch in der Folge beim tollen „It’s Alright Heart“ oder bei „Take It!“ immer wieder auftreten.

 

Grade jenes „Take It!“ versprüht dabei eine sagenhafte Energie, die sich auch in den Lyrics wieder finden lässt, wo es heißt: „What would you do/ if you were up/ up in the morning/ before the day gets glue/ Give up your couch/ forget your address/ walk on the sunrise/ and be weightless at noon”. Zudem immer wieder befeuert mit „Take It!“-Rufen. Ein Lied wie ein einziges großes ‚Ja!’ zum Leben.

 

Und wie sollte es anders sein nach acht tollen Liedern, so stellt auch der neunte und letzte Song „Flight AA71“ einen großartigen Titel dar. In gut acht Minuten entwickelt Bendtsen dabei mit seiner Gitarre und den wundervollen und schön gesungenen Lyrics einen zarten Song. Dieser wird quasi als Gegenstück dazu fortwährend mit psychedelischen, stark verzerrten E-Gitarrenklängen untermalt, die immer größere Präsenz erlangen und dem Song so zu der epochalen Größe verhelfen, die dem Abschluss dieses Albums gebührt.

 

Mit Amerika schaffen The Migrant nicht weniger als ein Hammer-Album. Die teils so zarten und oft melancholischen Klänge werden immer wieder durchbrochen von Ausdrücken purer Freude und Lebensdrangs. Dabei gibt es keine Ebene auf der die Platte, die Abstriche zu verzeichnen hätte. Die zentrale Akustikgitarre spielt ein ums andere Mal einen wunderbaren Rhythmus, mal ergänzt durch Bläser, Streicher oder E-Gitarre, die nie fehl am Platz wirken und den Songs zu ihrer wahren Größe verhelfen. Über allem schweben dabei aber stets die tollen Lyrics die Bendtsen mit seiner perfekt zu diesem Sound passenden leicht melancholisch-zarten Stimme vorträgt. In einem Satz: Ein großes Album!

 

 

 

 


von chris am 28.Feb.2012 in kultur

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