Plattenbesprechung: Feist – Metals

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Ganz und gar nicht fröhlich: Feist auf ihrem neuen Album "Metals". Foto: magiktheatre (CC BY-NC-SA 2.0)

Bei Leslie Feists Musik denkt man eigentlich gleich an fröhlich-heiteren Indiepop. Auf ihren letzten beiden Alben, die beide große Erfolge feierten, hat sie uns damit zur Genüge beglückt. Songs wie “I Feel It All” machen einen heute noch gut gelaunt wegen ihrer überbordenden Freude. Und Let It Die ist mutmaßlich wohl das am häufigsten in Cafés gespielte Album des letzten Jahrzehnts, passt es mit seiner sanft verbreitenden guten Laune doch perfekt zu diesem Ort. Beim Gedanken an ein neues Feist-Album kam einem also unweigerlich die Vorstellung von einem erneut fröhlichen Indiepop-Werk. Diese jedoch erfüllt das neue Album so gut wie gar nicht. Auf Metals beschreitet Frau Feist musikalisch ganz neue Wege. Fast nichts ist mehr zu spüren von der Leichtigkeit und Fröhlichkeit der letzten beiden Alben. Stattdessen dominieren teils schwere Klänge, die viele Songs deutlich trauriger wirken lassen. Doch wäre eine düstere und traurigere Stimmung ja an sich nichts Schlechtes. In diesem Fall muss jedoch attestiert werden, dass der Versuch nur zur Hälfte gelungen ist. 

 

Dabei beginnt das Album zunächst viel versprechend: Die Auftaktnummer “The Bad In Each Other” hat nämlich definitiv Potential und bringt bei großer musikalischer Vielseitigkeit einiges an Energie mit. Jedoch nicht die positive Energie eines “I Feel It All”. Eher eine geballte Kraft, die sich auf einen zu bewegt, dann jedoch, und das ist der Haken, eher schleppenden Tempos voranschreitet. Und so setzt sich der Eindruck, dass sich hier ein schöner Popsong entfaltet, nur bedingt durch. Dafür wird einfach zu wenig aus dem guten Gitarren-Rythmus gemacht. Ähnlich sieht es beim zweiten Song “Graveyard” aus. Eigentlich denkt man immer wieder, dass schöne Ansätze da sind. Aber irgendwie springt der Funke nicht über, was wohl vor allem am eher schwachen Refrain liegen mag. Da dieser zum Ende hin immer zentraler wird, baut der Song natürlich ab, mögen auch noch so viele Anstrengungen unternommen werden, wie mit dem spät einsetzenden Chorgesang. So kann man nach diesen ersten beiden Songs eigentlich schon sagen, was symptomatisch für das ganze Album gilt: Nette Ansätze verlaufen sich durch zu starke oder falsche Akzentuierung immer wieder im Sande.

 

Eine der Ausnahmen bildet da der eher schlichte traurige Song “Caught A Long Wind”. Dieser hätte aber genau so auch schon auf The Reminder zu finden sein können und erinnert stark an “The Water”, stellt seine eigenen Stärken aber durch den schönen Geigeneinsatz unter Beweis. Die erste Single “How Come You Never Go There” erinnert da aber leider schon wieder viel stärker an die ersten beiden Songs des Album, ist vielleicht aber noch schwächer. Diesen Eindruck hinterlässt das folgende “A Commotion” zunächst überhaupt nicht. Mit schnellen Streichern und Feists Gesang baut sich der Song immer weiter viel versprechend auf, bis – ja bis jedoch diese unsäglichen Männerstimmen einsetzen und „A Commotion“ rufen. Weiter entwickelt sich der Song dann zunächst auch nicht und rennt irgendwie auf der Stelle, ab und an begleitet von Männerrufen. Zum Ende wird es dann wieder etwas besser. Jedoch setzt sich der Eindruck durch, dass hier das Potential für einen richtig guten Song verschenkt wurde.

 

Zu den Songs “The Cicle Married The Line”, “Bittersweet Melodies” und “Anti Pioneer” ist zu sagen, dass diese eher Feist-typisch klingen, jedoch immer mit deutlichem melancholischem Einschlag. Allesamt ganz gute Songs. Doch kommen sie über ein ‚ganz schön’ und ‚nett’ leider kaum hinaus. Dagegen folgt mit “Undiscovered First” noch mal ein richtig guter Song, der einem von seiner Anlage her eigentlich schon vollkommen gereicht hätte. Wie aus dem Nichts tauchen gegen Ende aber noch schwere E-Gitarren und ein Chor auf, die den unerwarteten und gelungenen Abschluss des Stücks bilden. Ähnliches passiert auch beim vorletzten Song “Comfort Me”. Hier jedoch nicht zwingend zu dessen Vorteil. Bis dahin handelt es sich nämlich um einen sehr schönen Akustiksong. Das hinzutreten anderer Instrumente, wie dem dominanten Schlagzeug und auch des Chors bringen jedoch leider nicht wirklich eine positive Steigerung des eigentlich so schönen Songs mit sich. Wenigstens scheint dies auch Feist aufzufallen und besinnt sich zum Ende des Songs wieder auf den starken Beginn des Stücks.

 

Zum abschließenden “Get It Wrong, Get It Right” bleibt dann eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Ein eher belangloses Stück. Doch scheint leider genau das auch der passende Abschluss für dieses Album gewesen zu sein. Wie ein roter Faden zieht sich nämlich durchs Album, dass die Songs entweder ein wenig belanglos, bestenfalls ganz schön sind, oder eben das vorhandene Potential nicht ausschöpfen und zum Ende hin an Klasse verlieren. Mit dieser Kritik ist jedoch keineswegs eine generelle Kritik an Feists Zuwendung zu traurigeren Songs gemeint. Im Gegenteil ist diese Entwicklung sehr beachtenswert. Setzt sie damit doch gerade nicht auf das bisher meist von ihr angewandte eher einfache und Erfolg versprechende Rezept fröhlichen Indiepops.

 

Stattdessen wendet sie sich eher schweren Themen und Klängen zu, was definitiv legitim ist. Wahrscheinlich hätte ein erneutes fröhliches Album nämlich eher für Verdruss gesorgt. Jedoch muss zu der Umsetzung gesagt werden, dass sie qualitativ nicht mit dem bisher von Feist gekannten mithalten kann. Natürlich hatte sie sich damit selbst eine verdammt hohe Messlatte gelegt. Aber zwischen all den fröhlichen Stücken von Let It Die und The Reminder finden sich auch dort ruhige, eher traurige Stücke, die durch den zarten und doch starken Vortrag ihrer Stimme um einiges besser sind, als das Meiste, was sie an traurigen Songs auf ihrem neuen Album versucht hat. Dabei sind natürlich auch mehrere schöne Songs herausgekommen, die man sich auf jeden Fall anhören kann. An das Niveau der Vorgänger indes reichen sie nicht heran.


von chris am 30.Sep.2011 in kultur

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