Plattenbesprechung: The Holiday Crowd – Over The Bluffs
Nein, wir sind nicht im Manchester der 80er Jahre. Der junge Mann der da singt heißt nicht Morrissey und seine Band auch nicht The Smiths. Stattdessen sind wir in Toronto 2012 und der junge Mann, den man da hört, heißt Imran Haniff. Seine Band ist The Holiday Crowd.
Diese hat vor kurzem ihr erstes (Mini-)Album veröffentlicht. Mini deshalb, da die Platte nur sieben Songs umfasst und nach 26 Minuten auch schon wieder vorbei ist. Doch diese Zeit reicht alle mal aus, um einen Eindruck der Band zu gewinnen. Dazu trägt auch bei, dass die Songs nicht allzu verschieden sind. Wichtigstes Stilmittel ist dabei scheinbar, dass das Album Mitte der 80er schon genauso gut hätte veröffentlicht werden können. Denn in der Tat, die Ähnlichkeit zu The Smiths ist unüberhörbar.
Daher ist es aber auch kein Wunder, dass die Songs durchaus gut sind. Ja, wirklich schön sogar. Dabei lässt sich die meist ähnliche Struktur so beschreiben: Über eher leicht beschwingte Gitarren wird in ruhigem Tempo ein trauriger, teils anklagender Text gesungen, der meist eine gescheiterte Liebe thematisiert und so in einem gewissen Gegensatz zur Melodie steht.
Am besten ist das Ergebnis dieser Mischung wohl bei “Painted Like A Forest”, das noch am ehesten versucht, aus diesem Schema auszubrechen und mit seinem schönen Gitarrenbeat überzeugt. Das zweite herauszuhebende Stück “Pennies Found” ist auch zugleich die erste Single, deren ganzes Arrangement wirklich leicht und fröhlich daherkommt.
Lässt sich also festhalten, dass es sich um wirklich nettes Debüt handelt. Die Songs sind allesamt sehr gut arrangiert. Und Haniffs Stimme ist eindringlich und hebt sich von den meisten heutigen Gesangsstimmen ab. Nur einzigartig ist sie, genau wie die Musik eben nicht. Denn genau wie die Stimme bei Morrissey, war der Sound der Band bei The Smiths ganz genau, wirklich ganz genau vor 25 Jahren schon mal da. Und natürlich hat es ähnlichen Indiepop immer wieder gegeben. Aber wohl nie war die Ähnlichkeit, ja Imitation so eklatant.
In gewisser Weise sind sie damit aber vielleicht auch der prägnanteste Ausdruck unserer Zeit. Einer Zeit, in der das Zitat gepriesen wird und als uneingeschränkt hip gilt. Egal ob Mode oder Musik, irgendwie war alles schon mal da. Egal ob 50er, 60er, 70er oder 80er, das meiste heutzutage ist eigentlich nur eine immer unterschiedlich geratene Mischung des schon da Gewesenen. Fällt uns aber gemeinhin aufgrund eben dieser Bastard-Form nicht so stark auf. Wenn sich dann jedoch eine Band wie The Holiday Crowd in Sachen Musik und Stil (man schaue sich das Video an) so stark auf ein Zitat fixiert, fällt es einem auf einmal eben doch sofort auf, dass es das Ganze genauso schon mal gab. Und im Falle von The Holiday Crowd daher wirklich fast jeder Kreativität entbehrt.
Es soll damit nichts Falsches gesagt werden. Over The Bluffs ist ein nettes Debüt und von der musikalischen Qualität ist den Jungs kein Vorwurf zu machen. Aber zu Musik als Kunstform gehört eben auch immer Kreativität. Davon zeigt man aber leider nicht allzu viel durch die Inszenierung als bessere Tribute-Band. Und daher kommt zwar gute Musik dabei heraus, wenn man bei den Besten kopiert. Jedoch bleibt es trotzdem eine Kopie.